📖 Rezension zu: „In der ersten Reihe sieht man Meer“ von Volker Klüpfel und Michael Kobr

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Wunderbar unterhaltsam!

Alexander Klein steckt mitten in den Vorbereitungen für den Familienurlaub: Schon morgen soll es auf nach Italien an die Adria gehen, was sich in der Familie durch immer hektischeres Suchen von Pässen und Ähnlichem bemerkbar macht. Schließlich handelt es sich auch nicht nur um irgendeinen, sondern einen Nostalgie-Urlaub, der wirklich die ganze Familie zusammenschweißen soll.
Noch als seine Frau und ihre beiden pubertierenden Kinder zu Bett gehen, schließlich soll die Fahrt um fünf Uhr morgens beginnen, versucht Alex urlaubswichtige Vorbereitungen zu treffen – bis er schließlich mit einer Flasche Wein und dem Fotoalbum von seinem ersten Urlaub an der Adria auf dem Schoß auf dem Sofa sitz und … einschläft.
Als er plötzlich geweckt wird scheint irgendetwas verkehrt zu sein: Er wird von seiner Mutter geweckt und als dann auch noch seine Schwester Niki in einem schrillen Neonleggins-Aufzug, der ausschließlich in die 80er-Jahre-Hölle passt, in seinem Zimmer auftaucht, ist die Verwirrung bei Alex komplett. Auf die Stacheleien seiner Schwester etwas erwidern wollend setzt er an – und bringt nur noch ein Quiken heraus. Er scheint wohl doch mehr Wein getrunken zu haben, als ihm guttut.
Doch dann lässt ein Blick in den Spiegel keinen Zweifel daran, was genau hier so falsch läuft: Alex ist in seinem pickelig-pummeligen Teenagerkörper mit Oberlippenflaum gefangen. Auch das noch.
Welch ein Glück, dass es sich hier nur um einen Traum handelt…
Der vierzigjährige muss wohl über das Fotoalbum eingeschlafen sein, denn tatsächlich macht sich die Familie Klein gerade auf den Weg nach Italien an die Adria. Und zwar nicht irgendwie sondern mit drei Generationen und fünf Leuten in einem bis zum Bersten vollgepackten Ford Sierra. Auch wenn der Anblick seiner vor ein paar Jahren verstorbenen Großmutter schon ein leichter Schock ist, versucht Alex natürlich nicht vollkommen aufzufallen; auch wenn sein Gebrabbel von „Navi programmieren“ und Ähnlichem schon auf reichlich Unverständnis stößt. Eine Begebenheit, die noch für manches Missverständnis sorgen wird, wenn Euros plötzlich als eine brandneue Bonbonsorte ausgegeben werden müssen.
Jedenfalls sind die Torturen mit dem Ende der Fahrt noch längst nicht vorbei: Überall drohen Italiener Autos, Handtaschen und sonst noch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, zu stehlen, arme Urlauber über den Tisch zu ziehen oder ihnen wenigstens mit merkwürdigem Essen den feinfühligen Magen zu verderben; zumindest aus der Sicht von Alex‘ Eltern und Großmutter…
Allerdings gibt es ohne Handy und Computer am Strand herzlich wenig zu tun, sodass sich der nicht genügend ernst genommene Alex seine Zeit am Kiosk der Berlusconi-Familie verbringt. Als einer der einzigen Deutschen Kunden in der gesamten Kiosk-Geschichte ist die Neugierde auf beiden Seiten groß. Auf Alex‘ Seite wächst sie jedenfalls noch mehr, als die schöne Maria auftaucht, die, wenn mehr Arbeit ansteht, aushilft. Da das aber nicht häufig der Fall ist, weil die Deutschen Besucher nur das deutsch anmutende Essen der Konkurrenz verspeisen, beschließt Alex seine Fähigkeiten aus der Berufswelt zu nutzen. Schon bald betreibt er mit dem auch jugendlichen Andrea Marktanalysen, um den Kiosk perfekt auf die Zielgruppe anzupassen. Irgendwie muss man es doch schaffen, mehr Kundschaft (und damit Maria) zum Kiosk zu locken.
Aber auch Niki ist völlig mit dem braun – oder besser rosa – Werden und Flirten beschäftigt.
Von da an schlittern die Kleins von einem in das nächste Abenteuer. Besonders für Alex, dem sein pubertierender Körper zu Zeiten des Oben-Ohne schwer zu schaffen macht, versprechen dies die aufregendsten Ferien zu werden. Wobei die Frage, ob er nicht vielleicht seine Vergangenheit tatsächlich ändert, noch zu klären wäre…

Es ist einfach herrlich in das „entartete Jahrzehnt“ abzutauchen und die Kleins bei ihrem Urlaubsabenteuer zu begleiten. In diesem Buch wird gekonnt mit Vorurteilen gespielt, ohne dass es zuviel und deswegen nervig oder ermüdend würde. Mich hat „In der ersten Reihe sieht man Meer“ sehr gut unterhalten, da der zweiwöchige Urlaub so humorvoll und mit etwas Selbst-Ironie und die Charaktere so genial beschrieben werden. ich konnte von der ersten Seite problemlos in die Geschichte abtauchen und mich an den „Teutonengrill“ versetzt fühlen.
Darüber hinaus ist die Geschichte wunderbar authentisch erzählt, und der flüssige Schreibstil trägt auch zum Lesevergnügen bei. Es kommt nicht soo häufig vor, dass mich das Lesen von als unterhaltsam angepriesenen Büchern wirklich zum Lachen bringt – dem für die Kluftinger-Krimis bekannten Autoren Duo Klüpfel/Kobr ist dies mit diesem Buch aber definitiv gelungen!
Auch sehr schön ist die Idee, dass jedes Kapitel nach einem 80er oder 90er Jahre Hit benannt und durch ein nostalgisches Urlaubsfoto der Autoren eingeleitet wird.

Von mir gibt es daher 5/5 eisgekühlte Sterne

5-Sterne

📖 Rezension zu: “Superkuchen“ von Mélanie Martin

Superkuchen! 90 % Frucht - 10 % Teig

Fruchtig, saftig und sehr lecker: Der Superkuchen!

Nachdem Mélanie Martin in der Bloggerszene auf Eryn et sa folle cuisine gestoßen war und den “unsichtbaren Kuchen”, der mehr Früchte oder Obst als Teig enthält, entdeckt hatte, wollte sie das Rezept unbedingt ausprobieren. Sie war von dem Kuchen, der sehr viel leichter ist als normaler, total begeister. Deswegen begann sie, mit süßen und auch herzhaften Variationen zu experimentieren. In diesem Buch stellt Mélanie Martin 30 Rezepte dieser Superkuchen mit 90% Frucht und nur 10% Teig vor.
Zu Beginn des Buches wird noch erklärt, worauf beim Backen zu achten ist. So liegt das Geheimnis gelungener Superkuchen beispielsweise (auch) in den dünnen Obst- oder Gemüsescheiben. Nach einleitenden Tipps und Hinweisen zu Backformen und Ähnlichem geht es dann mit süßen Klassikern los. Hier finden sich Rezepte wie “Apfel-Vanille” (S. 12) oder “Birne-Schokolade” (S. 16). Im nächsten Kapitel, “Exotisch und neu”, findet man ungewöhnliche aber stimmige Kreationen wie “Birne und Banane im Schokoladenteig” (S. 34) oder “Ananas mit Kokosmilch” (S. 38). In “Herzhaft” kann man sich über Leckereien wie “Kartoffel-Käse” (S. 54) oder “Topinambur mit Muskatnuss” (S. 66) freuen. Somit gibt es für jeden Geschmack das richtige Rezept – von süß bis herzhaft, von exotisch bis klassisch.
Die Gestaltung des Buches ist sehr ansprechend: Das Rezept erstreckt sich jeweils über eine Doppelseite, wobei die eine Hälfte aus einem schönen Farbfoto, das aufgrund der verschiedenen “Schichten” sehr lecker aussieht, und die andere Seite aus dem Rezept besteht. Dieses ist sehr übersichtlich gestaltet, sodass man sich direkt zurecht findet und alle wichtigen Informationen auf einen Blick erkennt. Außerdem sind, was mir sehr gefällt, die unter dem Titel stehenden Angaben zu Menge und Zubereitungszeit sehr zutreffend, weswegen man das Backen sehr gut planen kann. Die allermeisten Kuchen brauchen überhaupt nicht lange und sind, auch wegen der sehr verständlichen Schritt für Schritt-Anleitungen, sehr leicht zu backen. So kann sich wirklich jeder an die saftig-fruchtigen Zauberkuchen wagen. Und dass man eher weniger Zutaten benötigt ist in meinen Augen ein weiterer Pluspunkt.
Darüber hinaus helfen Tipp-Felder beim Verbessern oder Anpassen der Rezepte, was ich auch sehr schön finde.
Mein persönlicher Favorit ist ein herzhafter Kuchen: Der “Halloweenkuchen” von Seite 42. Von der Konsistenz her ist ein Zauberkuchen zunächst etwas ungewohnt, da man ja viel mehr Teig gewohnt ist und einen deswegen dieser Frucht- oder Gemüsekuchen mit seiner fruchtigen Weiche überrascht. Aber das macht weiter nichts, da der Geschmack und die saftige Konsistenz völlig überzeugen können.

Alles in allem bin ich mit diesem Buch sehr zufrieden: Die nicht ganz so teiglastigen Kuchen sind schön fruchtig und saftig – auch wenn die Bezeichnung “Kuchen” vielleicht für den ein oder anderen nicht so ganz zutreffend ist – und lassen sich darüber hinaus schnell und leicht zubereiten. Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet und durch die abwechslungsreichen Rezepte findet jeder etwas, das ihm gefällt.

Von mir gibt es daher 5/5 Sterne

5-Sterne

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📖 Rezension zu: „Nach der Empörung“ von Klaus Werner-Lobo

Nach der Empörung

Sehr zu empfehlen!

Laut einer Studie der Freien Universität Berlin denken „mehr als 60% der Deutschen, dass in ihrem Heimatland keine echte Demokratie herrsche, da die Wirtschaft und nicht die WählerInnen das Sagen hätten“. (S. 44) Doch wie soll man der Politikerverdrossenheit entgegenwirken, wie kann man mit eigenem Engagement in Themen wie Tier-, Umwelt- und Klimaschutz, Asylpolitik, Arbeitsrecht oder Gleichberechtigung etwas bewegen?
Auf 208 Seiten widmet sich der Aktivist und Autor Klaus Werner-Lobo dieser Thematik in vier Kapiteln. Dabei wird zuerst in dem wachrüttelnden Kapitel „Was kommt nach der Wut“ auf die Missstände in unserer Gesellschaft und die allgemein herrschende Stimmung in Bezug auf Politik und Politiker eingegangen. Von Korruption und Misswirtschaft über Umweltzerstörung, Kriege und Flüchtlingspolitik bis hin zu der Frage, ob Politiker und Partein in der Lage sind, solche gesellschaftlichen Probleme zu lösen in der Lage sind, ist hier eine große Bandbreite an Aspekten verteten.
In dem darauf folgenden Kapitel „Was tun?“ werden zahlreiche Möglichkeiten aufgezeigt, wie man selbst aktiv werden und somit etwas bewegen kann. Dazu wird unter anderem darauf eingegangen, wie man sich organisiert oder welche Aktionsmethoden (z.B. Boykotte, Kulturveranstaltungen, Demonstrationen oder ziviler Ungehorsam) es gibt, welche Gefahren sie bergen, wann sie überhaupt in Betracht zu ziehen sind und so weiter. Dabei wird auf auch Aktionen verwiesen die bereits etwas bewirken konnten, was dem Leser Mut zu handeln vermittelt.
Im nächsten kurzen Kapitel „Demokratie neu gestalten“ werden Alternativen für eine Demokratie wie sie zur Zeit praktiziert wird gegeben und zur Entmachtung der Herrschenden und Ermächtigung der Zivilbevölkerung aufgerufen.
Schließlich befasst sich das letzte Kapitel mit erfolgreichen Initiativen und Aktionen verschiedener Tätigkeitsbereiche. Diese werden sehr anschaulich, übersichtlich und verständlich vorgestellt, wobei auch auf Aktionsraum, Träger, Gegner, Ziele, Aktionsmethoden, Erfolge, die Frage wie man sich dort einbringen kann und ähnliche Initiativen eingegangen. So erhält man einen guten Überblick und kann sich darüber hinaus noch weiter informieren, was mir sehr gefällt.

Mir gefällt das Buch aufgrund der sachlichen Schreibweise sehr, auch die vielen Studien und anderen Belege zeigen, dass sich der Autor intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Auch ist das Buch sehr verständlich und macht Mut, endlich aktiv zu werden.

Deswegen kann ich dieses Buch jedem, der etwas verändern möchte sehr ans Herz legen und vergebe 5/5 Sterne

5-Sterne

📖 Rezension zu: „Wolfsgarten“ von Antonia Michaelis

Wolfsgarten

Eine zauberhafte Geschichte!

Als der Leiter des Kinderheimes in der Straße des Friedens, Herr Sörendorf, Karl und Achim um Hilfe bittet, da ihre ehemalige Heimmutter Maria, nachdem sie beim Staubwischen etwas in vergilbte Zeitung Gewickeltes entdeckt hat, seit Tagen in ihrem Bett liegt, ihren Blick starr an die Decke geheftet ohne etwas um sie herum wahrzunehmen, willigen die beiden Jungen sofort ein. Schließlich war Maria stets freundlich und hatte noch kurz zuvor von Achim und Karl gesprochen. Kurz nach ihrer Ankunft entdecken sie eine Hagebutte mit roten Tupfen, welche Maria fest umklammert hielt. In einem mysteriösen Brief, der offensichtlich von ihr geschrieben worden ist, lesen die Freunde von eben solchen Hagebutten wie sie gerade eine gefunden haben, die Wünsche zu erfüllen in der Lage sind.
Sofort ist den Dreizehnjährigen klar, wofür sie die Hagebutte verwenden müssen: Marias Wunsch soll in Erfüllung gehen, denn von einem solchen hatte etwas in dem Brief gestanden. Auch wenn dieser Wunsch gefährlich zu sein scheint, pflanzen Achim und Karl im verwilderten Garten auf der anderen Seite der Straße die Rose.
Und tatsächlich – auch wenn keiner von ihnen daran geglaubt hätte – finden sie sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Einer Welt, die sie nicht mehr verlassen können, in der die Kinder des Heims immerzu laufen und arbeiten müssen, Hohe Herren ihren Besuch ankündigen, der verwilderte Garten hinter der Mauer einen schwarzen und einen weißen Schatten und bedrohliche Wölfe mit Mondscheinspiegelaugen beherbergt – und Karl und Achim um ihr Leben kämpfen müssen…

Antonia Michaelis schafft es wieder einmal den Leser mit ihrer wunderbar poetischen und bildhaften Sprache in eine andere Welt zu entführen, die voller Bedrohungen, Geheimnisse und Abenteuer ist. Auch die Charaktere sind sehr schön gezeichnet: Der bücherliebende Achim und der starke, das Meer liebende Karl, die beide ihre Adoptiveltern so sehnlichst vermissen. Oder die Heimkinder die in einem dauernden Zwiespalt leben müssen.
Darüber hinaus ist auch der von der Autorin beschriebene Ort sehr ansprechend: Ein verwilderter Garten mit einem alten und verlassenem Herrenhaus, durch eine Mauer von der Umwelt abgegrenzt.
Außerdem ist das Buch sehr spannend geschrieben und so tritt in jedem Kapitel eine Wendung auf. Dabei ist das Buch auch keineswegs vorhersehbar – bis auf bei einem „Rätsel“ tappte ich bis zur Auflösung völlig im Dunkeln.

Für mich ist „Wolfsgarten“ ein wunderbares Buch voller Symbolkraft, Freundschaft und Abenteuer, welches ich sehr weiterempfehlen kann!

Von mir gibt es daher 5/5 mondscheinspiegelaugengelbe Sterne

5-Sterne

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📖 Rezension zu: “Einfach vegan – eiweißreich genießen“ von Roland Rauter

einfach vegan - eiweißreich genießen

Abwechslungsreich und toll gestaltet!!!

Der gelernte Koch Roland Rauter ist seit Jahren überzeugter Veganer und der Verfasser der „einfach vegan“-Buchreihe. In diesem Teil stellt er eiweißreiche Rezepte vor.
Das Buch ist, nach ein paar sehr informativen Kapiteln zu Eiweiß (-quellen) und Ähnlichem in die Themen „Frühstück“, „Abendbrot“, „Vorspeisen“, „Hauptspeisen“ und „Nachspeisen“ gegliedert. Im Vorwort erklärt der Autor, wie es zu diesem Buch kam und dass bei ihm die Lebensmittel im Vordergrund stehen, sodass er sich um eine schonende, schnelle und einfache Art der Zubereitung bemüht, bei der die Qualität der Produkte erhalten bleibt und verschiedene Geschmacksrichtungen kombiniert werden ohne dabei derart ausgefallene Kreationen zu erschaffen, die keiner mehr nachkochen kann und möchte. Anschließend werden Bedeutung und Bedarf von Proteinen sowie ihr Vorkommen in bestimmten nichttierischen Lebensmitteln aufgezeigt. Nach ein paar Basisrezepten folgen dann die Frühstücksrezepte. Hier ist von Riegeln über Porridge, Smoothies und Aufstrichen bis hin zu Brot alles vertreten. Genauso abwechslungsreich geht es auch in den folgenden Kapiteln weiter. Ich war von der Vielfalt an Rezepten sehr überrascht und angetan. Ob süß oder herzhaft, aufwendig oder leicht, warm oder kalt – für jeden Geschmack und jede Tagesform lässt sich in diesem Buch finden.
Auch die Gestaltung hat mir sehr zugesagt, was auch an den vielen Farbfotos liegt, die einem im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Ein Rezept umfasst mindestens eine, manchmal auch zwei oder drei, Seiten, sodass genug Platz für ansprechende Fotos und Anleitungen zur Verfügung steht. Dabei wird nicht nur auf die Zubereitung, sondern häufig auch auf besonders schönes Anrichten eingegangen, was mir sehr gefällt. Auch sind die Rezeptseiten sehr ordentlich und übersichtlich gestaltet, weswegen man den einzelnen Schritten problemlos folgen kann. Was mir darüber hinaus auch gefällt sind die TIPP-Felder, die nicht nur Vorschläge zu Variationen der Gerichte, sondern auch Informationen zu Zutaten (wie Inhalts- und Nährstoffe oder Geschmack) oder zum Ursprung des Gerichtes enthalten. Die angegebenen Zubereitungsdauern stimmen bei den von mir ausprobierten Rezepten ungefähr überein.
Die Rezepte sind so wunderbar abwechslungsreich, dass man sich nur schwer entscheiden kann, welches man zuerst ausprobieren sollte. Meine bisherigen Favoriten sind die Kartoffelbratwürste (S. 153) und die Pancakes mit Amaranth (S. 51).

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Da das Buch so schön gestaltet, die Rezepte so abwechslungsreich, lecker und verständlich erklärt sind, kann ich dieses Buch sehr weiterempfehlen.

Von mir gibt es daher 5/5 Sterne

5-Sterne

📖 Rezension zu: “The other girl“ von Maggie Mitchell

Sehr enttäuschend.

Carly May ist 12 Jahre alt, als sie ohne zu zögern in das graue Auto eines Fremden steigt. Er wirkt vertauens- und ein bisschen geheimnisvoll, ist gutaussehend, verströmt ein Gefühl von Sicherheit und lächelt so, dass sie das Gefühl gewinnt, sie sei der für ihn einzig wichtige Mensch auf der Welt. Für das hübsche Mädchen verspricht die Autofahrt raus aus ihrer Heimat Arrow, Nebraska ein großer Spaß – ein großes Abenteuer – zu werden. Da sie es schon seit jeher liebt, sich zu verkleiden, spielt sie auch gerne mit, als der Mann ihr eine braune Perücke gibt und sie so in eine neue Rolle schlüpfen kann. Hinfort mit dem Lipgloss und dem hellrosafarbenen Lidschatten – unliebsame Überreste des Ballettunterrichts – und schon kann die Reise ins Unbekannte weitergehen.
Beim nächsten Zwischenstopp locken die beiden ein zweites Mädchen in den Wagen: Die ebenfalls zwölfjährige Lois. Lois steigt ein, da der Mann und das Mädchen so glücklich aussehen, als wäre bei ihnen alles harmonisch. Außerdem ist seine Stimme so sanft, volltönend, höflich, aber mit einem humorvollem Unterton. Und da die beiden nach dem Weg zur Schule fragen, sich diese in der Nähe ihres Zuhauses befindet und es soweiso regnet, setzt sie sich auf die Hinterbank. Als sie jedoch bevor sie diese erreichen auf eine stadtauswärtsführende Nebenstraße abbiegen, traut Lois sich nicht, etwas zu sagen. Auch für sie ist die Fahrt ins neue Fremde etwas Aufregendes – sie hatte unzählige Male davon geträumt fortzugehen.
Denn das ist etwas, das die beiden Mädchen verbindet: Zuhause waren sie nicht zuhause. Carly Mays Vater hatte nach dem Tod von Carlys Mutter eine unnötig aufgetakelte und furchtbar nervige Frau geheiratet, die Carly May schon bei ihrer ersten Begegnung, nachdem sie ihm bereits das Jawort gegeben hatte und sowieso alles zu spät war, mit „Püppchen“ anredete. Und Lois Eltern hatten keine Zeit für ihre Tochter, da sie vollauf mit den in ihrem Hotel anfallenden Arbeiten beschäftigt waren, da weitere Hilfskräfte zu teuer gewesen wären.
Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Kinder war, dass sie sich in irgendeiner Weise zur Schau stellten: Carly May verhielt sich so, indem sie zu Miss-Wahlen ging und mit aufgesetztem Lächeln, lockerem Hüftschwung und ihren wippenden goldenen Locken Titel gewann. Lois Art der Selbstinszenierung bestand darin, an Buchstabierwettbewerben teilzunehmen, wobei sie mit Wörtern umging, deren Bedeutung sie nicht im Ansatz kannte – kennen konnte.
Diese Gemeinsamkeiten kamen nicht von ungefähr: Irgendwann entdeckte Carly May zwei Akten mit Fotografien, Notizen und Zeitungsausschnitten zu den beiden Kindern. Gestärkt durch das Gefühl von dem Mann auserwählt worden zu sein, blühten sie mit der Zeit auf.
Nach langer Fahrzeit kamen sie schließlich an einer Hütte irgendwo im Wald an, in der sie die nächsten zwei Monate verbringen würden. Der Entführer, den die Mädchen später Zed nannten, fasste sie nie an, tat ihnen auch sonst nichts zuleide – für die Kinder unverständlich. Sie hatten das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben.
Doch auch als sie von der Polizei gefunden wurden und Zed sich erschossen hatte, konnten sie nicht in ihr altes Leben zurückkehren. Alle waren irgendwie seltsam, hatten sie für tot gehalten – jeder kannte sie. Und niemand verstand, warum sie nie weggelaufen waren und er ihnen nie etwas angetan hatte.

Zwanzig Jahre später haben sich Lois und Carly May, die nun Chloe heißt, gänzlich aus den Augen verloren. Lois ist Professorin für Literatur, Chloe arbeitet als Schauspielerin. In einem Roman „Der Wald so still“ verarbeitet Lois ihre Erlebnisse unter dem Pseudonym Lucy Ledger. Als dieser verfilmt werden soll bekommt Chloe die Rolle einer Polizistin in der Produktion angeboten und nimmt an. Nach so vielen Jahren werden sich Lois und Chloe wiedersehen – oder wie der Klappentext verspricht: „Ihre Geschichte ist noch nicht vorbei“. Außerdem wird Lois von einem Studenten belästigt, der in ihrer Vergangenheit wühlt und droht ihre Identität als Autorin und ihre Geschichte auffliegen zu lassen.

Die Geschichte wechselt andauernd zwischen den Perspektiven – mal erzählt Chloe etwas aus ihrer Sicht, mal beschreibt Lois ihre Erlebnisse. Aber auch zeitlich jagt ein Sprung den nächsten. Leider bekommt man so schnell gar nicht mit, was wann passiert, welche Handlung vorangegangen ist und wieso das Erzählte überhaupt von Bedeutung sein soll.
Für mich war der Schreibstil auch unfassend zäh, sodass ich beim Lesen kaum weiter kam. Da mir auch die Charaktere des Buches allesamt unsympathisch waren, kostete es mich viel Überwindung, das Buch nicht vorzeitig abzubrechen. Da wäre zum Beispiel Chloe mit ihrer „Ich bin ja so toll, aber das ist einfach so – dann darf ich das ja wohl auch sagen dürfen“-Art und ihrer abschätzenden Art gegenüber allem und jedem, die mit ihrer umwerfenden Schönheit ja alle bezaubern kann. Oder Lois, die sich immer wenn sie wütend, traurig, nervös, glücklich oder sonst irgendwie emotional angesprochen ist , ein zu der Situation passendes Wort aussucht, um Wörter mit dem gleichen Anfangsbuchstaben zu buchstabieren – das ist wohl eine Angewohnheit aus Kindertagen, als sie noch zu den Wettbewerben ging. „Furcht: Fauteuil, Filibuster, Faszie, flamboyant.“ (S. 107) oder eine – wie ich finde auch sehr repräsentative Stelle – „Unzurechnungsfähig: Uakari, Ubiquist, Undezime, Unguentum, Uschebti, Ususfruktus, Ud, urnisch, Utrum, Uchi-Mata, ultramarin.“ (S. 237). Es ist ja schön, wenn dieser Charakter im Buch Sprache mag, Wörter sammelt oder irgend sowas. Aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit vollkommen aus dem Zusammenhang gerissene Aneinanderreihungen von Wörtern einzuschieben, hat damit meines Erachtens nicht viel zu tun. Für mich waren diese Stellen sehr ermüdend…
Des Weiteren hatte ich mit einem Psychothriller gerechnet, denn so wurde das Buch auch angekündigt. Als ich das Buch jedoch in Händen hielt, fiel mir zunächst nicht auf, dass das Cover etwas abgeändert worden ist. Als ich auf Seite 111 angekommen war und mich darüber wunderte, dass eigentlich noch nichts passiert und gar keine Spannung aufgebaut worden war, bemerkte ich, dass auf dem Cover anstelle von „Psychothriller“ nun „Roman“ stand. Dennoch hatte ich noch die Hoffnung das auf den restlichen Seiten des Buches noch irgendetwas geschehen würde. Oder man immerhin noch etwas über die Entführung erfahren würde. Doch blieben hier – wie auch in den meisten anderen angerissenen Bereichen – zahlreiche Fragen offen. Auch bei ganz grundlegenden Themen…
Ich habe andauernd mit mir gekämpft, ob ich das Buch nun besser abbrechen sollte, wollte ihm aber doch noch eine Chance geben. Im Nachhinein wäre es wohl doch besser gewesen, die Lesezeit auf ansprechende Bücher zu verwenden.

Alles in allem bin ich von diesem Werk sehr enttäuscht, hatte ich doch ein Buch voller Spannung erwartet. Für mich gibt es nur einen einigermaßen zu lobenden Aspekt: Die Geschichte, wie sie auf dem Klappentext beschrieben wird, ist ansprechend, klingt spannend und verspricht viel. Schade, dass das Buch da nicht mithalten konnte.
Selten bin ich von einem Buch derartig enttäuscht worden.

1/5 Sterne

📖 Rezension zu: „Am besten hausgemacht“ von Cosima Bellersen Quirini

Am besten hausgemacht

Viele Ideen und Tipps, wenn auch nicht alle neu, dennoch sehr empfehlenswert!

In “Am besten hausgemacht” von Cosima Bellersen Quirini findet der begeisterte Selbermacher zahlreiche Anleitungen, Tipps und Tricks, um eine große Vielfalt in die Küche zu bringen ohne dabei auf Industrieprodukte zurückgreifen zu müssen. Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, da in diesem Werk mit über 650 Rezepten von Instantsuppe über Cornflakes bis hin zu Frischkäse alles vertreten sein soll.
Gegliedert in die Kapitel “Frisch gebuttert und gekäst”, “Die kleine Hausmetzgerei”, “Aroma in Schwaden”, “Eingelegt und eingekocht” “Trocknen – weniger ist mehr”, “Kartoffeln zum Sattwerden”, “Gerührt, geknetet und gebacken”, „Saucen, Dipps und Dressings” sowie “Bonbons, Schoko und Knabbereien” wird dem Leser sehr anschaulich nahegebracht, welche Lebensmittel und Gerichte in keinem Haushalt fehlen dürfen und wie sich diese kinderleicht zubereiten lassen. Dabei überzeugen unzählige Erklärungen sowie vielfältige und kreative Ideen. Es wird gezeigt wie man beliebte Industrieprodukte ganz leicht und ohne die ganzen unnötigen Zusatzstoffe selbermacht und wie man Lebensmitteln generell zu mehr Haltbarkeit verhilft.

Sehr interessant fand ich auch die Abschnitte, in denen es darum ging, wie man ohne zusätzliche Arbeit – beispielsweise beim Kochen in der Spülmaschine -, leckere und abwechslungsreiche Gerichte zaubert. Von wirklich simplen Anleitungen wie dem Zubereiten frischer Pommes aus Kartoffeln, bis hin zu ungewöhnlicheren Rezepten ist hier alles vertreten. Auch wie man Gebäck- und Brotreste oder sonstiges Übriggebliebenes bestmöglich weiterverwertet, wird hier erklärt. Für jede Mahl- und Jahreszeit, jeden Geschmack und jeden Anlass findet man in diesem umfassenden Werk das absolut Richtige.
Mir gefällt beispielsweise auch die Mischung sehr: Kreative neue Ideen treffen auf lang bewährte Vorgehensweisen, wie sie schon seit einigen Generationen üblich sind. Besonders haben mir das Kochen in der Spülmaschine und die Rezepte “Wildhefewasser” (S.196) oder “Brot im Glas” (S. 205) gefallen!
Das Buch von 285 Seiten ist darüber hinaus sehr ansprechend gestaltet: 185 Farbfotos, Zeichnungen und strukturiert-übersichtlich gestaltete Seiten machen das Buch wunderschön charmant.
Besonders von der Vielfalt der Rezepte bin ich ganz begeistert: Die Palette reicht von vegetarischer Wurst über Gebeiztes, selbstgemachte Instantsuppen, Nudelgerichte und Saucen bis hin zu Bonbons, Lutschern und Eiskonfekt.

Für mich ist dieses Buch sehr zu empfehlen. Besonders wenn man gerade beginnt, einen eigenen Haushalt zu führen und deswegen eine große Bandbreite von Rezepten, Anleitungen und Tipps braucht. Allerdings denke ich auch – und das stellt in diesem Falle meinen Kritikpunkt dar -, dass einige der vorgestellten Inspirationen keiner Erklärung mehr bedürfen, da sie ein jeder kennt. In diesem Werk wechseln sich einfache mit schon etwas schwierigeren Rezepten und neue Ideen mit älteren Verfahrensweisen ab, sodass man nichts vermisst. Schon beim ersten Durchblättern bekommt man Lust, ganz viel auszuprobieren – und die Anleitungen sind so verständlich erklärt, dass es gar nicht schwerfällt, ihnen zu folgen.

Von mir gibt es daher 4,5/5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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